Kinder sind anders

“Ich habe auf das Kind weisen wollen”, sagte Maria Montessori im hohen Alter. Diese in aller Bescheidenheit formulierte Äußerung aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts hat bis heute nichts an Hinweis und Aktualität eingebüßt: Das Menschenkind als “Person” mit all seinem Reichtum, seiner Kraft und seiner Vielschichtigkeit zu betrachten. Die Komplexität des personalen Menschseins sieht sie im Kinde bereits vom ersten Lebenstag an vorgegeben, wenn auch verborgen, geheimnisvoll und unentfaltet.

Folgen wir dem Grundsatz, dass das Kind über die Fähigkeit verfügt, seine Persönlichkeit selbst aufzubauen – Montessori spricht vom Kind als “Baumeister seiner selbst” – so liegt es an uns Erwachsenen, Hilfen und Voraussetzungen zu dieser Entfaltung zu geben. Zuallererst gilt es aber, Vertrauen in das Kind zu entwickeln: “Du kannst etwas und ich vertraue dir, dass du heute morgen in die Schule gekommen bist, um etwas Neues lernen zu wollen.” Kinder erweisen sich stets als dankbar, wenn man ihnen mit dieser Einstellung begegnet.

Der Montessori-Pädagogik liegt folglich eine grundsätzlich positive Einstellung zum Menschenkind zugrunde. Montessori geht es also bei ihren Gedanken und Bemühungen zutiefst um den Menschen – und zwar in der ganzen Fülle seines Wesens und angenommen mit all seinen Stärken und Schwächen. Die Pädagogik kann sich dabei auf dem Fundament eines christlichen Weltbildes entfalten, das jedes Individuum als einzigartige Schöpfung Gottes sieht.

Wer für eine menschliche Gesellschaft einen echten Vorteil erreichen will, der muss beim Kinde ansetzen … auf dass das Kind unser Lehrmeister werde,

so Montessori in ihrem Buch ,Kinder sind anders’. Das Kind als Persönlichkeit, von dem Erwachsene lernen können, das Kind im Mittelpunkt unserer Gedanken und unseres Tuns. Diese Leitideen Montessoris sind für uns Auftrag und Aufgabe.